Freitag, 27. Juli 2018

Tag 2 - Wieder in Reginas Schule - Rundgang - Die Praktikantin

Mittwoch, 25. Juli 2018
Es ist 4:30. Ich werde unter unserem Moskitonetz von einem eigenartigen Singsang geweckt. Ein einsamer Muezzin jodelt von seinem Minarett ins Tal hinab und weckt Moslems gleichermassen wie Christen, Hindus, Buddhisten und - strenggläubige Atheisten wie mich. Von seinem Falsettgesang werden auch die Hähne wach und kikerikien mit ihm um die Wette. Die Nacht ist gelaufen.
Ich wühle mich aus dem Sommerschlafsack und verfange mich im Mückennetz. Ok. Jetzt bloss keine Panik. Ich schliesse die Augen und atme angstbefreit. Gut so. Langsam ertaste ich mir den Ausgang aus unserem Himmelbett. Schlaftrunken wanke ich dann zum Klo um zu pinkeln. Senile Bettflucht.
Als ich wieder ins Bett zurückkrabbele, bemerke ich eine Veränderung im akustischen Ambiente. Der Muezzin scheint auch wieder in sein Bett gekrabbelt zu sein. Einzig die Hähne krähen weiter. Draussen ist es nach wie vor stockeduster. Ich beschliesse, noch eine Mütze voll Schlaf zu nehmen...

Um acht Uhr sonstwas wird auch meine liebe Frau wach. Fast 12 Stunden geschlafen. Das sollte reichen. Wir rappeln uns auf. Ich schlurfe rüber ins Küchenhaus, um uns einen anständigen starken Kaffee zu kochen. Sharon ist auch da. Sie fummelt mit einem ihrer Handys herum und versucht, es aufzuladen. Über einem der Kühlschränke ist eine Steckdose, in der diverse Steckernetzteile stecken.
Sharon fragt, wie wir geschlafen haben. Wahrheitsgemäss antworte ich  "like a stone" - diese Redewendung scheint sie nicht zu kennen, sie schaut mich irritiert an. Ich bin noch zu müde, um ihr den Sinn dieses Spruches zu erklären. Dann fragt sie, was das für ein silberner Topf ist, den ich da in der Hand habe. Das ist ein Espressokocher, antworte ich ihr. Wait, I show you. Dann fülle ich Wasser (natürlich NICHT aus dem Wasserhahn, sondern aus unserer mitgebrachten Getränkeflasche) und Espressopulver in das Gerät, verschraube es und stelle es auf den Gasherd. Da ich Blödie zuerst den Gashahn aufgedreht habe und dann erst das Streichholz entzündet habe, schlagen die Flammen fauchend um den ganzen Topf und meine Hand und es riecht nach verbrannten Haaren. Autsch!
Ich bin noch nicht wach, bräuchte erstmal einen Kaffee, bevor ich Kaffee kochen kann ... ein Henne/Ei Problem. Sharon lacht...

Nach dem Frühstück mit lecker Kaffee und ghanaischem Weissbrot und einem medium gekochten Ei (!), packen wir unsere Sachen und brechen auf. Sharon schliesst hinter uns das grosse eiserne Tor wieder zu. Dabei steht sie auf derselben Seite des Tors, sie begleitet uns zum Taxistand, Agape Top, der ca. 500m vom Haus entfernt ist. Sharon verhandelt mit einem Taxifahrer für uns den Preis. Für 25 Cedi wird er uns hinunter zur Station "Mensah Addo" fahren. Das ist in Sowotuom, ganz in Regina's Nähe.

Der Taxistand "Agape Top" - unser Startpunkt zu so manchem Ausflug
Leider scheint der gute Mann keine Ahnung zu haben, wo "Mensah Addo" liegt. Er kurvt uns durch das - ich nenne es mal - Township Omanjor, wo die Strassen in einem noch erbärmlicheren Zustand zu sein scheinen, als hier oben in Ablekuma. Als ich schon beginne, seekrank zu werden von diesem Hin- und Hergeschaukel, erreichen wir endlich die Querstrasse am Mambo Bus Stop. Ich versuche, wiederzuerkennen, wo wir hier sind, scheitere aber kläglich und verlasse mich auf den Fahrer.
Doch der scheint auch keinen Schimmer zu haben. Irgendwann hält er an und fragt ahnungslose Passanten. Die weisen wieder in die Richtung, aus der wir kommen. Also fahren wir wieder ein ganzes Stück zurück. Irgendwann erkennt Nicole die Tankstelle und den Wakyee Verkaufsstand von gestern, auf der Ecke, zu der es zu Regina nicht mehr weit ist. Wir bezahlen den Fahrer und steigen aus. Zu Fuss sind es jetzt noch ca. 10 Minuten...

Regina erzählt uns von einer Praktikantin, die eines Tages vor ihrer Tür stand und fragte, ob sie helfen kann. Ein 18-jähriges Mädel aus Marburg ist in der katholischen Kirche engagiert und wollte sich hier in der Gemeinde 5 Wochen lang vor ihrem Studium in Leipzig sozial engagieren. Doch ausser einem kleinen Zimmer, das man ihr zur Verfügung gestellt hatte, war sie auf sich allein gestellt. Niemand kümmerte sich um sie. So zog sie herum, auf der Suche nach einer Einrichtung, in der sie helfen kann. Da war sie natürlich bei Regina genau an die richtige Adresse geraten. Mit offenen Armen hat Regina sie aufgenommen und ihr das Lehrerkollegium vorgestellt. Da sie sehr musikalisch ist und in dieser Richtung auch studieren wird, brachte sie sich für 4 Wochen als Musiklehrerin in der Schule  ein und lehrte die Kinder das Notenlesen.
Ich habe nun die Gelegenheit, sie ein wenig mit der Kamera zu begleiten und ein kleines Interview mit ihr zu führen:
Sie führt mich dann noch in "ihr" Klassenzimmer (2. Klasse), wo sie mit Hilfe des Lehrers ein selbstentworfenes Plakat aufhängt, mit dem Notenschlüssel, allen Noten und Erklärungen zu Dur und Moll. Sozusagen als Erinnerung für die Schüler an die Zeit mit "ihrer" Musiklehrerin.

Tine Brüning - "Spontan-Praktikantin" in der Da Vinci School

  Sie hat ihr musisches Talent als Musiklehrerin umgesetzt und den Kindern das Notenlesen beigebracht

Dann folgt noch ein kleiner Rundgang mit Regina, auf dem sie uns die Neuerungen in der Schule, wie z.B. die neue Lehrertoilette und das Urinal für die Jungs zeigt.




Fortsetzung folgt...
Rechs neben dem Tor: das neue Security Häuschen

Class 2 auf der Veranda

Da hat jemand seine Bücher liegengelassen...

  
Am Tor prangt ein grosses Plakat, das auf die Graduationfeier hinweist

 Von Spendengeldern aus Nauen u.a. gebaut: Ein Urinal für die Jungs




Tag 2 - Shopping Mall
Ankunft im Gästehaus

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